Blog-AnDacht

Vorwegg: Hier denkt und schreibt ein Dilettant. In den Texten dieses Blogs möchte *ich jede altsprachliche Abschätzigkeit, Vorverurteilung oder Ungenauigkeit vermeiden, das meint, dass ich jeden WissensPartikel der *mir habhaft wird und der Fehler oder heimliche Beleidigungen oder unstimmige Vorwürfe weiter transportiert, aus *meinem Schreiben entferne und dafür andere Worte oder Neubildungen verwende. Es fehlt *mir inzwischen jede Lust alten Unsinn oder Frechheiten der Vergangenheit einfach nur aus Gewohnheit oder dumpfer Bequemlichkeit zu wiederholen und damit MitMenschen oder auch unsere Mit-LebeWesen zu beleidigen, zu diskriminieren, falsch zu benennen und in falscher Weise auf- oder abzuwerten.

Hier ist DAS Mensch ein-Es. Das Geschlecht ist freie Selbst-Wahl, ohne Sprach-Bewertung, auch dessen Lust-AusRichtung (Mit-LebeWesen, Lust-Lose und Kinder ausgenommen!). Hier münden Tod und Leben in die je persönliche Spanne ein-EsLebens, sind jedoch im DaSein nur zusammen präsent, als erLeben[digkeit].
Für *mich gilt:
AllEs = alle Materie ohne DNS (Dinge) und All-Es = alle Materie mit DNS, also jedes Selbst (= ein-Es).

Montag, 29. Juni 2015

Die Wirkung von Mangel an Geborgenheit

Ein Zitat:

"Und wird die Welt auch noch so alt,
der Mensch, er bleibt ein Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
wie eben Kinder sind!

Wann alles erst in klein zerstückt
und nichts mehr zu verderben,
so sucht er wieder – neubeglückt –
und spielt dann mit den Scherben."

Von Carl Spitzweg (1808 - 1885), Maler, eigentlich Apotheker, als Maler Autodidakt. Er schilderte in kleinformatigen Bildern humorvoll Szenen aus dem Leben von Kleinbürgern und Sonderlingen der Biedermeierzeit

Und nun ernstl*ich:

Könnte es soSein, dass wir tun, was wir Menschen tun - und nicht tun -, weil uns erdmondliche Geborgenheit fehlt?

Heute geschah eine der wenigen Zusammenkünfte von sich überlappenden Texten zu einem grundlegenden Themenbereich des Menschen innerhalb einer Tageszeitung, sogar innerhalb eines Teils dieser Zeitung, dem Feuilleton. Die Frage nach unserer Einbettung in das erdmondliche Geschehen und unserem Umgang mit diesem Geschehen, dieser BiosSphäre, die wir mit so vielen anderen LebeWesen nicht bloss teilen, sondern deren Mischung wir auch sind.

Ich lerne gerne. Das ist mein Motto. Wenn nur nicht der Widerstand (s.u.) dagegen so stark wäre, in *mir. Das neue Wissen zu behalten, zu ordnen und wieder zu finden, fällt so verdammt schwer. Wie oft schon bemerkte *ich, dass *ich ein und dieSelbe Erkenntnis bereits eingestellt und beschrieben habe, ohne eine Erinnerung daran. Sollte *mir vielleicht peinlich sein, ist es jedoch nicht mehr. Und wenn *ich es fünf mal mache! Egal.

Und nun zu etwas ganz allgemeinem.
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Strassen-Schönheiten
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Titel: Ein neues Angebot zur Benennung des Wortes für vorausschauendes und umsichtiges, sowie auf Machbarkeit Und Brauchbarkeit vorab geprüftes, und die [auch tödlichen] Fehler und Schmerzen stets minimierendes {Selbst}-Handeln, lautet NICHT Verantwortung. Sondern?

Aus Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 28. Juni 2015, Feuilleton, von Mark Siemons

Überschrift: Der fast unsichtbare Hegemon
Untertitel: Macht, aber wozu? Die planmässige Unauffälligkeit Deutschlands wirkt sympathisch  - doch darin steckt ein Problem, auch für Europa 

Hier ein Auszug:

Die Gleichzeitigkeit von universellem Kompetenzanspruch und Selbst-Einklammerung verbindet den Minister auch mit den Mehrheiten in der Bevölkerung. Laut einer Umfrage der Körber-Stiftung meinen nur 37 Prozent, Deutschland solle sich in der Welt stärker engagieren (zwanzig Jahre zuvor waren es noch 62 Prozent), doch zugleich nennen 66 Prozent die weltweite Respektierung der Menschenrechte als oberste Priorität der Aussenpolitik, 27 Prozentpunkte mehr als 1994. Die Deutschen beziehen einen Teil ihres Selbstbewusstseins daraus, eine Exportnation zu sein, ansonsten scheinen sie aus ihrer gut gepolsterten Exterritorialität heraus die anderen am liebsten einfach nur beobachten zu wollen. Wobei sie sich jedoch immer nervöser fragen: Wird alles noch mal gutgehen, wenn die Kriege und Krisen immer näher kommen? 

Mit einem derart ungeklärten Verhältnis zur Aussenwelt sind weder Öffentlichkeit noch Regierung in der Lage, die EU in eine Zukunft zu führen, die über Rechenkunst und Regelbefolgung hinausgeht. Denn zweifellos würde jede im engeren Sinn demokratische und solidarische Perspektive Europa von dessen Vormacht eine besondere Investitionsbereitschaft erfordern; nur wenn der Hegemon ein Bild von sich selbst hätte, das ihn auch über Durststrecken tragen könnte, wäre eine so konkrete Füllung des vom Establishment sonst so gern bemühten Begriffs „Verantwortung“ mehrheitsfähig. Da davon aber überhaupt keine Rede sein kann, endet die griechische Herausforderung jetzt aller Voraussicht nach im Desaster. Die Leere des deutschen Machtbegriffs droht, auch zur Leere des von ihm dominierten Kontinents zu werden.

Ende F.A.S.-Kommentar von MARK SIEMONS

Ich finde, diese Sätze gelten - natürlich etwas abgewandelt - auch für ein einzeln-Es innerhalb einer Gesellschaft. Ich par exemple fühle Getroffenheit, und zwar ziemlich deutlich. Ich stecke fest in Bedeutungslosigkeit und verhuschter Ängstlichkeit, derweil: *ich könnte viel mehr. W-Es geht es noch so?

[m]Eine Meinung: Wirkliche Verantwortung entsteht / entstünde erst in / mit einem stimmigen Selbst-Gefühl und einer aufrichtigen Selbst-Beschreibung, die auch das natürliche inhärente menschliche Leid und die ebenfalls natürliche allzu menschliche, wenn auch vielleicht {meist} nicht ausgelebte, Fratze der Boshaftigkeit und gegenseitigen Kränkung mit einbezieht.
Verantwortung braucht zur Entwicklung Transparenz, verifiziertes Wissen und wohlwollende ZuWendung zum Selbst im DaSein und zur Umwelt darIn. Aus dem g/Glaube[n] entsteht nur rudimentäre Verantwortung: eine Ahnung davon.

Das ist jedoch genau die "Verantwortung", die fast alle "Verantwortlichen" bisher behaupten. Aber *ich schränke ein, dass *ich diesen Begriff vielleicht mit etwas fülle, das nur *ich darin erfühlen und erLeben möchte, das aber alle ander-Es darin gar nicht haben wollen?
Ansonsten ist das Inhalt von Verantwortung meist lediglich die (kleinliche?) Sorge um das jeweilige Selbst und ein wenig drummherum, was natürlich annähernd 100 Prozent des daSein im DaSein ausschliesst und auch in das RaumZeit jeweils nur wenige Momente erreicht. Aber genug vermutet.

"Verantwortung", wie *ich es alltäglich erspüre, ist entweder eine [Über?]-Forderung an all die sogenannten "Verantwortlichen", ist Vorwurf für dessen Fehlen, nach fast jedem Fehler / Unfall und Schmerz, oder ist ein stets wichtig geäussertes Füllsel. Wie belanglos, aber mit wie vielen auch grossen Worten "Verantwortung" aktuell aufgeblasen ist, können die Leses m.a. auch hier erlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung

Es ist wohl erforderlich, für das, was *ich wünschte, das Verantwortung enthält, ein neues Wort zu kreieren. Und die "Verantwortung" den "Verantwortlichen" als stete Rechtfertigung und Entschuldigung für deren Versagen zu überlassen. 
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Mit diesen schönen Mit-LebeWesen möchte *ich
erstens Ihre Augen locken, und zweitens
Ihren Geist ein wenig beruhigen. 
Pflanzen sind für *mich
Entspannung pur
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Titel: Die Wirkung einer Lücke, verbirgt die Sichtung einer Tücke

Mir ist seit längerem schon bewusst, dass das g/Glaube[n] eine Lücke zwischen dem naturgesteuerten NichtWissen, also unserem auch noch aktuellen Normal-Zustand, und dem Wissen des Wirklichen und dem darIn enthaltenen freien Selbst-Entscheiden überbrückt.
Diese fast vollständige NaturSteuerung auch des Menschen (+ zwar) zur Dauerhaftigkeit und zum SelbstErhalt (Triebe / Bedürfnisse), (der NaturSteuerung) durch Umwelt, durch Struktur / Aufbau und den Substanzen des Körpers, durch Artspezifische Erfahrungen (Gene und epigenetische Marker) und auch Gruppenspezifische Erlebnisse {Prägung}, ist zwar pures Wissen, allerdings noch ohne verwortete Gewissheit und dessen Wirkung in und auf uns Menschen.
Ist das einigermassen verständlich verwortet? Ziemlich komplex, *ich weiss, auch *ich brauchte mehrere Anläufe zum formulieren und auch mehrere zum verständlichen erLesen. Das Glauben kommt, glaube *ich, mit weniger Komplexität aus, muss aber eben auch nur eine Lücke überbrücken, die es mit Wissen zu füllen gilt. Vermute *ich.

Aber jetzt zu einem HinterMenschen (wenn *ich in das RaumZeit nach Vorne, also in das weitestgehend Unbekannte hineinspüre, ist das Gewesene hinter *mir), der hinter *mir bereits etwas vorwegg genommen / gewusst hat, was *ich erst vor kurzem geschnallt habe.

Aus Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 28. Juni 2015, Feuilleton, von Christian Schwägerl 

Überschrift: Wir Riesenmaschinen
Untertitel: Alfred Döblin ahnte schon 1924, was beim Klimagipfel in Paris beschlossen werden muss: Sein Roman "Berge Meere und Giganten" zeigt eine Katastrophenwelt, in der Mensch, Natur und Technik verschmelzen - die Rettung, auch heute?

Daraus ein Auszug:

Wer Döblins Gedankenwelt und Stil vorschnell als Ökokitsch und Ganzheitlichkeitslyrik abtut, sollte bedenken, wohin es geführt hat, dass diese Gedanken erst spät im 20. Jahrhundert in Form des „Umweltbewusstseins“ Breitenwirkung entfaltet haben. Und immer noch um Anerkennung ringen. Die sinnlichkeitsfreie Kälte des heutigen Kapitalismus und die mit ihr verbundene Lehre, dass Lebewesen eigentlich nur Maschinen sind, treibt unsere ökologische Verarmung voran: Erde und ihre nicht-menschlichen Bewohner sind nur reine Rohstoffe, frei von intrinsischem Wert. Eine eigene, subjekthafte Perspektive wird ihnen abgesprochen. Das gehört zu den Antriebskräften der ökologischen Krise, und diese wird sich Jahrzehnt für Jahrzehnt verschärfen, wenn es bei der gegenwärtigen Beziehungsarmut bleibt. 

In dem Weltenpanorama von Mensch, Natur und Technik, das Döblin geschaffen hat, sind die harten Fragen von heute schon vorweggenommen: Welche neue, synthetische Natur schaffen Hightech-Industrie und IT-Konzerne, wenn sie die Welt der Zukunft mit Robotern, Drohnen, Supercomputern und immer feineren elektronischen Netzwerken überziehen wollen? Wer herrscht in dieser Welt? Kann, wer die Natur als ein „wimmelndes Kontinuum“ ernst nimmt, noch hierarchische, zentralistische, auf Dominanz, Extraktion und Umsatzwachstum angelegte Ziele verfolgen, wie dies der militärisch-industrielle-informationelle Komplex von heute tut?

Döblins Weltwahrnehmung bietet eine Alternative an: Die Offenheit fiir das Verbindende in der Natur könnte heute zum Nachdenken über offene, fliessende, dezentrale Strukturen in Gesellschaft und Technologie führen. Bei Döblins analoger Sicht geht es um die stufenlosen Verbindungen, das Miteinander, das Ineinander, die fliessenden Grenzen, die offenen Poren, die geteilten Eigenschaften und Elemente, die Gemeinsamkeiten. Übersetzt in die Technosphäre heisst das offener, freier Austausch, kooperatives Entscheiden. Alfred Döblin schuf mit „Berge Meere und Giganten“ und dem „Ich über der Natur“ die gedanklichen Grundlagen eines Internets, das alles Anorganische und Organische einbezieht und über die Menschensphäre hinauswächst.

Ende F.A.S.-Rezension und Kommentar von CHRISTIAN SCHWÄGERL

Dem ist fast nichts hinzuzufügen, ausser dem persönl*ichen Bekenntnis und der Erkenntnis, dass *ich zu gleichen (ähnlichen) Erkenntnissen gelangt bin, das aber nur, weil viele Menschen, wie auch Alfred Döblin, vor (oder genauer hinter *mir, weil in das RaumZeit bin *ich Alfred Döblin ja voraus, s.o.) *mir das nach-gedacht und vor-geschrieben haben.
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Schatt*ich
unter GlasDach
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Titel: Was braucht das Mensch zur Selbst-Anerkennung?

Denn eins ist *mir immer bewusster, die unten in der von *mir eingefügten {Klammer}, erwähnten Prägungen, die alles erdmondliche Geschehen und alle erdmondlichen LebeWesen gemeinsam durchlaufen haben, betten uns Menschen viel stärker in alles erdmondliche Geschehen ein, als wir bisher wahrhaben möchten, als uns die meisten GlaubensGeschichten erlauben wollen. Das Mensch ist wirklich nur in winzigsten Nuancen verschieden von all den erdmondlichen Mit-LebeWesen. Was das bedeutet, haben hinter *mir schon bekannte Wissenschaftler und Philosophen erkannt und erschrieben und sind deswegen entweder belächelt oder ignoriert worden (s.u. "Widerstand"). Denn diese Anerkennung würde selbstverständlich einige Veränderungen unseres Verhaltens einfordern.

Aus Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 28. Juni 2015, Feuilleton, von Cord Riechelmann

Überschrift: Tiere wie wir
Untertitel: Jacques Derridas letztes Seminar handelt von Saddam Hussein, Carl Schmitt, Tauben, Wölfen, Souveränen und vor allem davon, wie das alles zusammenhängt

Auszüge daraus:

Es macht einen Unterschied, ob man auf Taubenfüssen trippelt oder auf Wolfssohlen schleicht. Auch wenn beide Gangarten still, diskret und unscheinbar und deshalb kaum zu hören sind, gehören sie ganz unterschiedlichen philosophischen Traditionen an. Auf Taubenfüssen, wie ein Dieb in der Nacht, trat beim heiligen Paulus die Wahrheit ganz leise in die Welt. Und in Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ durchquert eine Taube das Lied mit dem Titel „Die stillste Stunde“. 

Die „stillste Stunde“ ist in dem Gesang der Name einer furchteinflössenden Souveränin, einer furchtbaren Herrin, die Zarathustra bestimmt zurechtweist. „Das ist dein Unverzeihlichstes: du hast die Macht und willst nicht herrschen“, kritisiert sie ihn. Worauf dem zaghaften Zarathustra immerhin einfällt, darauf hinzuweisen, dass ihm zu allem Befehlen die Stimme des Löwen fehle und es die stillsten Worte seien, die den Sturm bringen: „Gedanken, die mit Taubenfüssen kommen, lenken die Welt.“ Diese stillen Gedanken, die auf Taubenfüssen daherkommen, sind aber die stillen Befehle, welche die Welt im Sinne des heiligen Paulus zur Wahrheit lenken, die immer eine Wahrheit des Friedens ist. Demgegenüber kündigen die Schritte auf leisen Wolfssohlen das Gegenteil an: Sie sind Boten des Krieges, des Kriegsherrn, des den Krieg befehlenden Souveräns. Sie gehören in die lange und wirkmächtige Tradition, in welcher der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. 

[...]

Das geht natürlich nicht ohne eine ganz bestimmte. Und so will Derrida denn auch „auf leisen Wolfssohlen“ durch das Seminar führen. Eine Gangart, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie sich mit Umwegen auskennt und nicht viel mehr als undeutliche Spuren hinterlässt. Wolfsforscher wissen das. Derrida beginnt mit dem Hinweis auf das, wovon er nicht handeln wird: von den Taubenfüssen. Mit dem schönen Bild Immanuel Kants von der leichten Taube, die im Flug den Luftwiderstand spürt und sich vorstellt, dass es im luftleeren Raum noch besser ginge, verankert Derrida sie im Gedächtnis. 

{Darf *ich die Vorsichtigen in Ihnen - in *mir übrigens auch - ein wenig weiter herausfordern, wie sage *ich es nur, dass die Sicherheit dabei nicht gänzlich entfleucht, dass also Sie und auch *ich, einen warmen Händedruck eines wohlwollenden Menschen, während der Herausforderung spüren, *ich denke da an ..., Sie denken vielleicht an ... Nun, es geht einfach darum, dass *ich begleitend während des Schreibens und all der Selbst-Erfahrung, die *ich in diesen Blogs erarbeite und erfahre, auch immer den Widerstand erfühle und erspüre, diesen grundlegenden Widerstand, der das DaSein erst ermöglichte (enthalten in Newtons drittem Gesetz - dem Wechselwirkungs-Prinzip -), und der auch aller Selbst-Erkenntnis (welche das Bewusst-Sein / Wissen vergrössert und das UnBewusste verkleinert) vom Körper - also der grossen Masse - entgegengestellt wird.

DaZwischen passt folgendes: Immer dann, wenn du dich auf der Seite der Mehrheit wiederfindest, ist es Zeit eine Pause zu machen und zu reflektieren.“ Im Original: Whenever you find yourself on the side of the majority, it is time to pause and reflect.” Von Mark Twain. Ich bin in das Pause.

Ich habe ja schon öfter die Ergebnisse der Neurophysiologie erwähnt, m.a. auch die von Prof. Gerhard Roth, nämlich dass das Schwinden des Einflusses (Macht) eines Bereichs - in diesem Fall des UnBewussten (Glauben?) - niemals K(r)ampflos geschieht, - somit setzt die Prägung des DaSein (also die Ereignisse und die [Ver?]Formung darin, setzten die Prägungen der Lebendigkeit, setzt die Prägung des Menschen, setzten die Prägungen der Gesellschaft, in die ein-Es hineingeboren wurde und setzt ebenso die Familie, die ein-Es gezeugt hat -, setzen all diese Prägungen und Traditionen, jedem ein-Es einen Widerstand entgegen! Wenn dann dieses eine ein-Es, aus diesem ganzen Bündel an Vorbedingungen und Voreinstellungen etwas hinauswachsen möchte, vielleicht auch erst "bewusst" in diese Bündel hineinwachsen möchte, spürt -Es diesen starken Widerstand; und oft (meist?) fällt das Bewusst werden so schwer und jede Veränderung ist ein Streit, und oft verliert ein-Es dabei die Bewusst-heit wieder und ergibt sich ermattet in der Alltäglichkeit der Gewohnheiten der Vergangenheit.}

Das Bild bleibt, auch wenn von den Tauben nicht mehr die Rede ist. Genauso wichtig: der Hinweis auf den Widerstand des Materials. Nachdem er einige idiomatische und sprichwörtliche Ausdrücke wie „mit den Wölfen heulen“ oder den „Wolfshunger“ vorgestellt hat, erklärt Derrida, dass sie sich nicht alle von einer Sprache oder Kultur in eine andere übersetzen lassen. Nicht überall gibt es Wölfe, und die Erfahrungen, die man in Alaska oder in den Alpen, im Mittelalter oder heutzutage mit Wölfen macht, sind nicht dieselben. Die Sprichwörter und die Figuren, die Interpretationen, die Fabeln und die Phantasmen variieren von einem Ort und einem historischen Augenblick zum anderen. 

[...]

Indem er das Bild des realen Wolfs aufruft, das während des Seminars präsent bleibt, will er einen anderen Schrecken sichtbar machen, um ihm zu entweichen: die Zoologisierung der menschlichen Barbarei. Wir dürften uns nie damit begnügen, schreibt er, das Soziale, das Politische und die Ausübung der Souveränität in ihnen {den Wölfen} nur als verkleidete Manifestationen animalischer Kraft zu verstehen, deren Wahrheit uns die Zoologie liefert. Der Grund für Bestialität und unmenschliche Barbarei, heisst das, ist nicht unter den Tieren zu suchen. Derrida möchte das Bild, nach dem der politische Mensch immer noch animalisch ist, umdrehen: Man könnte auch annehmen, dass bereits das Tier politisch ist. 

[...]

Möglich wird die Verbindung von Souverän und Tier, weil sie die einzigartige Position teilen, ausserhalb des Gesetzes zu stehen. Das Tier, da es das Gesetz nicht kennt, und der Souverän, da er das Recht hat, das Gesetz zu suspendieren. Er stellt sich über das Gesetz, das er ist, das er macht: und über das er souverän entscheidet. Der Souverän ist kein Engel. „Wer auf souverän macht, macht auf Tier, er macht sich zum Tier“, schreibt Derrida. Und dies tun Souveräne nicht nur über die Staatstiere, die sie sich selbst zuschreiben, sondern auch über die Verdammung anderer. Derridas Beschreibung, wie Saddam Hussein vom Freund Amerikas zum „Beast of Bagdad“ wurde ist ein eingängiges Beispiel. Es steht aber nur am Ende einer langen Kette von historischen Symptomen, die es weder mit dem Tier noch mit der Politik in den Momenten der Unentscheidbarkeit zu genau nehmen. Für Derrida kann es aber nur darum gehen, das Unentscheidbare ins Recht zu setzen, sozusagen mit Taubenfüssen in die politische Ordnung zu treten.

Jacques Derrida: "Das Tier und der Souverän I. Seminar 2001—2002". Übersetzt von Markus Sedlaczek, Passagen-Verlag, 544 Seiten, 65 Euro

Ende F.A.S.-Rezension von CORD RIECHELMANN

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